Ehrenamtlicher Beitrag des Ornithologischen Vereins zu Hildesheim e. V. (OVH)
zum Bundeswettbewerb „Naturstadt – Kommunen schaffen Vielfalt“
Im Rahmen der Beteiligung der Stadt Hildesheim am Bundeswettbewerbs „Naturstadt – Kommunen schaffen Vielfalt“ mit dem Projekt „Libellenflugplatz Gut Steuerwald – schwirrendes Leben in bunter Vielfalt“, das u.a. die Reaktivierung des heute weitgehend trockengefallenen Steuerwalder Mühlengrabens zum Inhalt hat, stellt der Ornithologische Verein zu Hildesheim den nachfolgenden ehrenamtlichen Beitrag zur Dokumentation der Ausgangssituation am Mühlengraben im Jahr 2020 zur Verfügung.
Karte aus: NATURSTADT – Kommunen schaffen Vielfalt. Projektskizze der Stadt Hildesheim 2020
Botanische Bestandsaufnahme des Steuerwalder Mühlengraben
Für die Untersuchung wurde das Gebiet in der Vegetationsperiode 2020 von Maren Burgdorf und Uta Striebl am 17.03., 27.03., 27.4. und 20.07.2020 aufgesucht.
Fotos: M. Burgdorf.
Abschnitt 1: Ab Zulauf aus der Innerste bis zur Unterführung Mastbergstraße
Der Zulauf aus der Innerste in den Steuerwalder Mühlengraben ist seit Jahren verlandet, ein Durchfluss kann nur noch bei stärkerem Hochwasser erfolgen. Im seichten Wasser vor dem Zulauf hielten sich am 20.07.20 zahlreiche Jungfische auf.
Durch den trockenen Zulaufbereich sind zwei von Fußgängern und Reitern genutzte Pfade entstanden, die auf das Gelände des Gutes Steuerwald führen. 2020 war der Graben in seinem weiteren Verlauf bis zur Mastbergstraße sowohl im März / April als auch im Sommer bis auf einige mit Niederschlagswasser gefüllte Pfützen trocken. Im August war die Grabensohle zu einem großen Teil durch Massenbestände von Drüsigem Springkraut, Kletten-Labkraut und Großer Brennnessel überwachsen (Abb. 1).
Abb. 1: Die Grabensohle ist vollständig zugewachsen. Foto vom 04.08.2020
Ein Teil der Grabenböschungen ist mit gelegentlich gemähtem mesophilem Grünland mit einzelnen Feuchtezeigern bedeckt. Außerdem hat sich im Bereich des Gutes Steuerwald beidseitig des Grabens ein Bestand von Japanischem Staudenknöterich auf etwa 50 m Länge etabliert, der bis hinunter zur Grabensohle reicht (Abb. 2).
Abb. 2: Massenbestand von Japanischem Knöterich am Ufer westlich Gut Steuerwald. Foto vom 17.07.2020
Listen der Gefäßpflanzen im 1. Abschnitt des Mühlengrabens
An den Böschungen: Mesophiles Grünland mit einzelnen Feuchtezeigern
Gräser
Agrostis gigantea | Riesen-Straußgras |
Arrhenatherum elatius | Gewöhnlicher Glatthafer |
Bromus inermis | Wehrlose Trespe |
Dactylis glomerata | Wiesen-Knäuelgras |
Festuca arundinacea | Rohr-Schwingel |
Holcus lanatus | Wolliges Honiggras |
Lolium perenne | Ausdauerndes Weidelgras |
Phleum pratense | Wiesen-Lieschgras |
Kräuter
Aegopodium podagraria | Giersch |
Alliaria petiolata | Knoblauchsrauke |
Artemisia vulgaris | Gewöhnlicher Beifuß |
Carduus crispus | Krause Distel |
Galium aparine | Kletten-Labkraut |
Glechoma hederacea | Gundermann |
Lamium maculatum | Gefleckte Taubnessel |
Lamium purpureum | Purpurrote Taubnessel |
Ranunculus ficaria | Scharbockskraut |
Ranunculus repens | Kriechender Hahnenfuß |
Rumex crispus | Krauser Ampfer |
Rumex obtusifolius | Stumpfblättriger Ampfer |
Galeopsis tetrahit | Stechender Hohlzahn |
Vicia sepium | Zaun-Wicke |
Potentilla anserina | Gänse-Fingerkraut |
Urtica dioica | Große Brennnessel |
Bäume und Sträucher auf den Böschungskronen
Acer pseudoplatanus | Berg-Ahorn | |
Aesculus hippocastanum | Kastanie | |
Crataegus spec. | Weißdorn | |
Fraxinus excelsior | Gewöhnliche Esche | |
Hedera helix | Efeu | klettert z.T. bis in die Baumkronen |
Prunus padus | Gewöhnliche Traubenkirsche | |
Salix div. spec. | Weiden-Arten | |
Sambucus nigra | Schwarzer Holunder | |
Symphoricarpus albus | Schneebeere | |
Viscum album | Laubholz-Mistel |
Abschnitt 2: Mühlengraben ab Unterführung Mastbergstraße bis zur Einmündung in die Innerste
Im Gehölz in der Nähe der Mühlengrabenbrücke an der Mastbergstraße wurde am 02.05.2020 eine singende Nachtigall gehört.
Der 2. Abschnitt des Mühlengrabens stellt sich als ein nur wenig Wasser führender, nährstoffreicher Graben mit schlammigem Grund dar (Abb. 3 und 4). Im flachen Wasser dominieren Massenbestände von Drüsigem Springkraut und Japanischem Staudenknöterich, an einigen Stellen sind Schilfröhrichte zu finden.
Abb. 3: Mühlengraben an der Brücke Mastbergstraße: Schlammiger Grund mit Bachbungen-Ehrenpreis und Drüsigem Springkraut. Foto vom 02.05.2020
Abb. 4: Derselbe Ort am 17.07.2020
Die Ufer des gewunden verlaufenden Grabens werden von auwaldartigen Gehölzbeständen gesäumt (Abb. 5 und 6).
Abb. 5: Auseinandergebrochene Weide am Mühlengraben. Foto vom 02.05.2020
Abb. 6: Einmündung des Mühlengrabens in die Innerste. Foto vom 02.05.2020
Kurz vor der Einmündung des Mühlengrabens in die Innerste hat sich am linken Ufer ein großer Bestand von Riesen-Bärenklau entwickelt (Abb. 7 und 8).
Abb. 7: Riesen-Bärenklau am 02.05.2020
Abb. 8: Bärenklau fruchtend am 17.07.2020
Städtische Brachfläche und Erlenwäldchen zwischen Mühlengraben-Südufer und Mastbergstraße
Südlich des 2. Mühlengraben-Abschnitts liegt eine bis zur Mastbergstraße reichende, zum Untersuchungszeitpunkt ungenutzte städtische Fläche. Ihr westlicher an die Innerste angrenzender Teil ist vermutlich infolge von Aufschüttungen erhöht. Große Teile der Brachfläche werden von halbruderalen Gras- und Staudenfluren feuchter Standorte eingenommen, auch ausgedehnte Pestwurzfluren und Massenbestände von Japanischem Staudenknöterich sind vorhanden. Bildbestimmend sind einige markante Einzelbäume wie Trauben-Eiche und Bastard-Schwarz-Pappel (Abb. 9).
Abb. 9: Städtische Brachfläche zwischen Mastbergstraße und Mühlengraben mit Bastard-Schwarzpappel, Trauben-Eiche und Beständen von Japanischem Knöterich. Foto vom 02.05.2020
„Erlenwäldchen“
Im südöstlichen Teil der städtischen Fläche wurde in den 1970er Jahren zwischen dem Mühlengraben und der Mastbergstraße eine Erlenanpflanzung angelegt (Angaben von Jagdpächter Günther Kohrs). Inzwischen sind in dem Wäldchen weitere Baum-, Strauch- und Krautarten zu finden (Abb. 10). 2020 hat das Wäldchen bereits ein teilweise auwaldartiges Erscheinungsbild. Südwestlich wurde ein Bestand des gefährdeten Aufrechten Glaskrauts, RL 3 festgestellt (Abb. 11). Pflanzenartenliste des „Erlenwäldchens“ S. 9.
Abb. 10: Das „Erlenwäldchen“ nördlich der Mastbergstraße. Foto vom 04.08.2020
Abb. 11: Bestand von Aufrechtem Glaskraut an der Südwestecke des Wäldchens
Listen der Pflanzenarten im 2. Abschnitt des Mühlengrabens
Pflanzen im flachen Wasser und am Ufer
Berula erecta | Berle |
Callitriche palustris agg. | Artengr. Sumpf-Wasserstern |
Filipendula ulmaria | Echtes Mädesüß |
Impatiens glandulifera | Drüsiges Springkraut |
Juncus effusus | Flatter-Binse |
Lythrum salicaria | Blutweiderich |
Phalaris arundinacea | Rohr-Glanzgras |
Phragmites australis | Gewöhnliches Schilf |
Veronica beccabunga | Bachbungen-Ehrenpreis |
Böschungen
Außer den bereits in Abschnitt 1 genannten Arten wurden an den Böschungen in Abschnitt 2 die folgenden Pflanzen gefunden:
Arctium lappa | Große Klette | |
Arctium tomentosum | Filzige Klette | |
Armoracia rusticana | Meerrettich | |
Barbarea vulgaris | Echtes Barbarakraut | |
Calystegia sepium | Zaun-Winde | |
Chaerophyllum bulbosum | Knollen-Kälberkropf | |
Chaerophyllum temulum | Taumel-Kälberkropf | |
Cirsium arvense | Acker-Kratzdistel | |
Equisetum arvense | Acker-Schachtelhalm | |
Geum urbanum | Gewöhnliche Nelkenwurz | |
Heracleum mantegazzianum | Riesen-Bärenklau | großer Bestand am linken Ufer |
Heracleum sphondylium | Wiesen-Bärenklau | |
Humulus lupulus | Hopfen | |
Impatiens glandulifera | Drüsiges Springkraut | |
Lactuca serriola | Kompasslattich | |
Lamium album | Weiße Taubnessel | |
Melilotus albus | Weißer Steinklee | |
Petasites hybridus | Gewöhnliche Pestwurz | |
Rubus armeniacus | Armenische Brombeere | |
Rubus fruticosus agg. | Brombeere | |
Rumex x pratensis | Wiesen-Ampfer | |
Silene dioica | Rote Lichtnelke | |
Stachys palustris | Sumpf-Ziest | |
Stellaria aquatica | Wasserdarm | |
Stellaria media | Vogelmiere | |
Taraxacum officinale agg. | Artengr. Gewöhnlicher Löwenzahn | |
Veronica hederifolia ssp. lucorum | Efeublättriger Ehrenpreis | |
Vicia angustifolia ssp. segetalis | Acker-Schmalblatt-Wicke | |
Vicia cracca | Vogel-Wicke |
Gehölze am oberen Rand der Böschungen (am Zufahrtsweg z. T. gepflanzt)
Acer campestre | Feld-Ahorn |
Acer platanoides | Spitz-Ahorn |
Acer pseudoplatanus | Berg-Ahorn |
Clematis vitalba | Gewöhnliche Waldrebe |
Cornus sanguinea | Roter Hartriegel |
Cornus sericea | Weißer Hartriegel |
Corylus avellana | Gewöhnliche Hasel |
Crataegus monogyna | Eingriffeliger Weißdorn |
Euonymus europaea | Gewöhnliches Pfaffenhütchen |
Fraxinus excelsior | Gewöhnliche Esche |
Ligustrum vulgare | Liguster |
Lonicera xylosteum | Rote Heckenkirsche |
Populus x canadensis | Bastard-Schwarz-Pappel |
Prunus avium | Vogel-Kirsche |
Prunus padus | Gewöhnliche Traubenkirsche |
Quercus robur | Stiel-Eiche |
Rosa canina | Hunds-Rose |
Rubus fruticosus agg. | Artengr. Echte Brombeere |
Salix purpurea | Purpur-Weide |
Salix viminalis | Korb-Weide |
Salix spec. | Weide |
Sambucus nigra | Schwarzer Holunder |
Sorbus aucuparia | Eberesche |
Viburnum lantana | Wolliger Schneeball |
Viburnum opulus | Gewöhnlicher Schneeball |
Viscum album | Laubholz-Mistel |
Artenliste Erlen-Wäldchen zwischen Mühlengraben und Mastbergstraße
angepflanzt in den 1970er Jahren
Beobachtungen am 02.05.2020:
Neben der damals angepflanzten Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) sind in dem Wäldchen im Laufe der vergangenen ca. 50 Jahre weitere Gehölzarten aufgekommen:
Gehölze
Acer platanoides | Spitz-Ahorn |
Acer pseudoplatanus | Berg-Ahorn |
Alnus glutinosa | Schwarz-Erle |
Fraxinus excelsior | Gewöhnliche Esche |
Hedera helix | Efeu |
Populus x canadensis | Bastard-Schwarz-Pappel |
Prunus avium | Vogel-Kirsche |
Sambucus nigra | Schwarzer Holunder |
In der Krautschicht wurden festgestellt:
Aegopodium podagraria | Giersch | |
Alliaria petiolata | Knoblauchrauke | |
Chaerophyllum bulbosum | Knollen-Kälberkropf | |
Chaerophyllum temulum | Taumel-Kälberkropf | |
Galium aparine | Kletten-Labkraut | |
Glechoma hederacea | Gundermann | |
Heracleum sphondylium | Wiesen-Bärenklau | |
Lamium album | Weiße Taubnessel | |
Lamium argentatum | Silberblättrige Goldnessel | |
Lamium maculatum | Gefleckte Taubnessel | |
Parietaria officinalis | Aufrechtes Glaskraut | RL 3; >100 blüh. Triebe im SW an Mastbergstr. |
Petasites hybridus | Gewöhnliche Pestwurz | |
Ranunculus ficaria | Scharbockskraut | |
Silene dioica | Rote Lichtnelke | |
Stellaria holostea | Große Sternmiere | |
Stellaria media | Vogelmiere | |
Stellaria nemorum | Hain-Sternmiere | |
Urtica dioica | Große Brennnessel |
Den Abschluss des Wäldchens zur Mastbergstraße bildet ein vermutlich gepflanzter heckenartiger Bestand von
Ulmus minor | Feld-Ulme |
Weitere Gehölze:
Cornus sanguinea | Roter Hartriegel |
Euonymus europaea | Pfaffenhütchen |
Ligustrum vulgare | Liguster |
Prunus spinosa | Schlehe |
Rosa spec. | Rose |
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